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2001-04-22 22:53:54
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Sender: 3sat
Sendung: nano
Sendezeit: Dienstag, 17. April 2001, 18:30 Uhr
Sendedauer: zirka 5 Minuten

Sprecher: Computer-Virtuosen. Treffen der Meister in Fallingbostel.

Moderator Stefan Schulze-Hausmann: Willkommen zu nano. Manche von
Ihnen kennen vieleicht die Show, in der Meisterköche mit wenig Geld
eine entsprechend begrenzte Menge Zutaten einkaufen, und daraus in
kürzester Zeit ein anspruchsvolles zweigängiges Menü zaubern müssen.
Auf die Computerfreaks, die sich über Ostern in Norddeutschland
getroffen haben, kam eine ähnliche Aufgabe zu. Mit minimaler, oft
veralteter Hardware und geringem Speicherplatz mußte unter Zeitdruck
maximale Performance erzielt werden. nano zeigt die besten Demos und
die Freaks.

Sprecher: Ostern in Fallingbostel bei Hamburg. Die drei seltsamen
Gestalten sind sogenannte Scener, Mitglieder einer ganz speziellen
Computerszene. In der örtlichen Stadthalle findet zum sechsten Mal das
Mekka-Symposium statt, die größte Demoscene-Party von Europa.
Zwölfhundert Computerfreaks bauen hier einmal im Jahr ihre Rechner
auf. Viele kennen sich aus dem Internet, oft aber nur über Pseudonyme,
sogenannte Handle. An diesem Wochenende trifft man sich hier um in
einer Reihe von Wettbewerben die besten Programmierer zu küren.

Frank "Gandalf" Schliefer, Organisator: Die Leute die hier her kommen
sind Freaks. So will ich sie betiteln. Sie sind sehr extrem in ihrer
Ausprägung. Also wenn es hier ein Programmierer ist der programmiert
wirklich hardcore zwölf Stunden mindestens am Tag.

Sprecher: Für eintausend Rechner wurde mit Glasfaserleitungen ein
gigantisches Netzwerk geschaffen. Um das System stabil zu halten,
arbeitet ein Team von acht Leuten in Schichten rund um die Uhr. Die
meisten Wettbewerbsteilnehmer sind auf das Netzwerk angewiesen.
Programmierer, Grafiker und Musiker arbeiten im Team oft bis zur
letzten Minute an den Wettbewerbsbeiträgen, sogenannten Demos. Meist
sind es Hybriden aus Kurzfilm, abstrakter Animation und Musikvideo.

Dirk "Chaos" Ohlerich, Demo-Veteran: Der Begriff Demo kommt von
zeigen. Man will zeigen, was man mit seinem Computer machen kann. Wie
man ihn programmieren kann, diese Effekte. Man will möglichst schöne,
möglichst imposante Effekte mit dem Computer machen.

Sprecher: Besonders beeindruckend sind solche Effekte wenn man weiß,
dass die Programmierer in dieser Wettbewerbssparte nur vier Kilobyte
an Speicherplatz zur Verfügung haben. Das entspricht etwa einer
zweiseitigen Textdatei.

Dirk "Chaos" Ohlerich: Das besondere an Demos ist, dass alles in
Echtzeit passiert. In dem Moment, wo das Bild auf dem Monitor
erscheint, wird es vom Computer berechnet.

Sprecher: Neben der Speicherbeschränkung haben gewisse Programmierer
beschlossen, auch mit veralteten Homecomputern, wie dem Comodore 64
oder hier, dem Amiga zu arbeiten. "Veraltet" scheint ein relativer
Begriff, wenn man die Ergebnisse sieht. Trotzdem findet man diese
Computer nur noch auf dem Flohmarkt. Mat ist einer der
Unverbesserlichen, die ausschließlich mit Amiga arbeiten. In seinem
Fall hat die Entscheidung für Amiga aber vor allem etwas mit
Lebensstil zu tun.

Eduart "Mat" Matas, Amiga-Scener: Genau gesagt mache ich nichts. Ich
studiere nicht und ich arbeite nicht. Ich lebe seit fünf Jahren in
meinem Auto, und dank der Spenden die ich bekomme kann ich mir Essen
und Benzin leisten, um weiter von Demoparty zu Demoparty zu reisen.

Sprecher: Die meisten Anwesenden sind aber durchaus arbeitswillig. So
ist es nicht verwunderlich, dass sich Ostern auch Headhunter in
Fallingbostel tummeln. Die Wettbewerbe sind der ideale Marktplatz für
eine Branche, in der gute Leute rar sind.

Dag Frommhold, techn. Geschäftsführer Vulpine GmbH: Prinzipiell ist es
mit Sicherheit schwierig in Deutschland derzeit gute Programmierer zu
finden. Allerdings, wenn man weiß wo, dann ist es durchaus möglich,
und Mekka & Symposium ist mit Sicherheit der richtige Ort dafür, gute
Programmierer im Bereich 3D-Entwicklung zu finden.

Sprecher: Viele Programmierer sind über die Demoszene an ihre Jobs
gekommen. Trotzdem gibt es einen Unterschied zwischen dem
Programmieren von Demos und professionellem Programmieren.

Dirk "Chaos" Ohlerich: Das was hier im Hintergrund die ganze Zeit
läuft, das sind 64 Kilobyte. Und die Musik ist auch noch drin, die man
jetzt nicht hört. Es geht, es ist unglaublich viel Arbeit, kein
professioneller Programmierer würde sich diese Arbeit machen, aber im
Vergleich zu solchen Sachen wirkt manches Programm verschwenderisch.

Sprecher: So bleibt nach dem Abbau der Rechner zwar viel Müll in der
Stadthalle von Fallingbostel aber auch die Gewissheit, nur ein Minimum
an Speicher verschwendet zu haben.

Moderator Stefan Schulze-Hausmann: Die Beiträge der Gewinner können
Sie in den nächsten Tagen herunterladen, die Adresse finden Sie auf
unserer Homepage. Wenn Sie übrigens ISDN haben, werden Sie zum Teil
nicht einmal eine Sekunde für einen Download von fünf Minuten Film
benötigen.

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