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<root>­/­graphics­/­groups­/­aeroholics/ahs-0009.txt

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                   \/      <(·tHE YARd·)>    \/ lOCATED iN gERMANY!
       [·aMiGA·aLL cONSOLES·gRAFFiTi·aSCii·liNUX·hiPhOP·pC/iBM·cLASSICS·]
            [· rUNNiNG oN 7 nICE nODES · iSDN/aNALOGUE/tELNET ·]
           [· sTAFF < zANEr · diPSWiTCH · hAsH · cRAZY > sTAFF ·]
         [· aHS wHQ · bGiRL wHQ · aRCADE wHQ · pPH eHQ · lP! gHQ ·]
                [· pNK gHQ · sOiA gHQ · oMEN gHQ · mCE gHQ ·]

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            AEROHOLICS 1999 - AEROHOLICS 1999 - AEROHOLICS 1999

  dieser artikel kam 1994 in dem lifestyle-magazine MAX raus. es ist so
  ziemlich der ordentlichste presse-artikel ueber graff, der uns bisher unter
  die augen gekommen ist. ok, ein paar klischees und vorurteile hier und
  da, aber im grossen und ganzen ganz unterhaltsam...
  es waren noch einige bilder dabei, doch die koennt ihr alle auch im buch
  'graffiti art deutschland' wiederfinden...
  checkt das aus !
  mOOL & diPSWiTCH // aEROHOLiCS 27.o3.99

--------/ start of article /---------
Sie gehoeren zum Grossstadt-Bild wie eine verstopfte Kreuzung
in der Rush-Hour. Was manche als provokanten Vandalismus abtun,
empfinden andere als innovative Kunst. Graffiti sind mehr als
nur fluechtige Schmiererei an Betonwaenden, sie sind das
Spiegelbild einer ganzen Subkultur. Der Bildband "Graffiti Art
Deutschland" stellt erstmalig die einheimische Szene vor und
vermittelt Einblicke in Leben und Motivationen der Sprueher.

Nach fuer Nacht sind sie unterwegs. Die Kapuze tief ins Gesicht
gezigen, schwarz gekleidet und einen dicken Rucksack auf dem
Ruecken, der geheimnisvoll klappert. Inkleinen Gruppen oder
allein klettern sie ueber die Stacheldrahtzaeune der
Betriebshoefe, pirschen sich an Mauerwaende heran. Am Ziel
angekommen, packen sie ihre unzaehligen (geklauten) Spruehdosen
aus und verwandeln in wenigen Stunden eine kalte Betonmauer in
eine farbenpraechtige Phantasiewelt oder versehen eintoenige
Ubahnwaggons mit mysterioesen Schriftzuegen.
    Was am naechsten Morgen zumeist aeltere Herrschaften als
Krakelei ungezogener Twens beschimpfen, ist das zentrale Thema
in der Szene: "Hast du das geniale Piece im Yard gesehen ?" -
"Ja, hoffentlich wird der Train nicht gebufft !" - "Die Crew
hat wirklich gute Writer." Irgendwas verstanden ?
Wahrscheinlich nicht, denn wie jede Subkultur hat auch die
Graffiti-Szene ihre eigene Sprache. Ein Sprueher ist ein
Writer, sein Werk ein Piece. Gearbeitet wird oftmals in
Gruppen, also in Crews. Besonders beliebt sind U- und S-Bahn-
Zuege, Trains, die nachts auf dem Betriebsgelaende, dem Yard
besprueht bzw. gebombt werden. Wenn die Waggons wieder in ihre
langweilige Ursprungsform zurueckversetzt wurde, sind sie
gebufft. Die Ausdruecke, die uebersetzt nicht verwendet werden,
stammen alle aus der Geburtsstadt der Graffiti: New York.

    Dort entdeckten in den spaeten 60ern die Teenager einen
neuen Zeitvertreib. Mit dicken Filzstiften schrieben sie ihre
Spitznamen an Telefonzellen, auf Mauern und U-Bahn-Zuege. Nach
und nach tauchten immer mehr Signaturen - Tags - an den
ungewoehnlichsten Stellen auf. Die Writer versuchten sich
gegenseitig an Qualitaet zu uebertreffen. Das Bombing - die
systematische Verteilung des eigenen Schriftzugs ueber das
gesamte Stadtbild - war geboren. Um sich von der Masse
abzuheben, begannen sie ihr persoenliches Tag grafisch zu
verbessern, einen eigenen Style zu kreieren. Spruehdoesn
verbesserten die Moeglichkeit, ihr Tag grossflaechig
anzubringen. 1972 wurde von einem Writer namens SUPER KOOL das
erste Piece, der erste aufwendig gespruehte Namenszug,
geschaffen.
    Berlin war die erste deutsche Stadt, in der Anfang der
80er Tags und Pieces auftraten. Die Kunst ging auf die Strasse.
Die deutschen Kids nahmen den Trend aus den Staaten begeistert
auf. Nach deren Vorbild gaben sioe sich seltsame Pseudonyme wie
Amok, Dane oder Shek und uebten ihren Schriftzug in einem
eigens dafuer angelegten Skizzenbuch, dem Black Book. Dieses
Buch ist das Heiligtum jedes Writers, da es die Entwicklung des
eigenen Styles erzaehlt. In ihm werden die Pieces sorgfaeltig
erarbeitet und geuebt, bix zum Tag X, an dem die neuen
Kreationen, in kreischenden Farben an irgendeine Mauer
gesprueht, der Oeffentlichkeit und vor allem der Szene
praesentiert wird. Den Spruehern geht es darum, ihr
erkennungszeichen in der Stadt publik zu machen, um sich von
der anonymen Masse der Grossstadtmenschen abzuheben. In einer
Welt, die gepraegt ist von Erwachsenenaesthetik, erobern sich
Jugentliche auf ihrer Weise den Stadtraum zurueck. Es ist ihre
Art, Gefuehle auszudrucken: "Ich spruehe meinen Namen, jeder
soll wissen, dass ich existiere, kreativ bin und kein Niemand
oder eine Nummer."(WESP)
    Die Anerkennung in der Szene ist fuer einen Sprueher von
enormer Wichtigkeit. Es ist eine Welt fuer sich - mit eigenen
Werten und Zielen. Fame - Ruhm - ist das oberste Ziel. Den
Namen in der Szene erarbeiten sie sich sowohl durch aggressives
Bombing, also durch die Quantitaet des Pseudonyms, aber noch
viel mehr durch die Qualitaet des Pieces. Entscheidend dafuer:
die Groesse, die grafische Gestaltung, der Ort. Ist ein
extremer Style kreiert oder ein ungewoehnlicher Platz fuer ein
Piece erobert, hat der Writer sein Ziel erreicht: Sein
Bekanntheitsgrad innerhalb der Szene steigt. Oft ist noch nicht
mal dort bekannt, wer sich hinter dem jkeweiligen Pseudonym
verbirgt.

    Die Anonymitaet der Spruehers ist auch sein Schutzschild.
Sonderkommandos der Polizei - SOKOs - arbeiten mit harten
Geschuetzen: Razzien, Strafantraege, Bussgelder,
Gefaengnisstrafen bis zu 2 Jahren und Verfolgungsjagden mit
Nachtischtgeraeten oder Schaeferhunden sind keine Seltenheit.
Doch das gehoert genauso zur Graffiti-Kunst wie Spruehdosen und
Black Books. Der illegale Touch reizt erst recht zum Spruehen
    Was sind das fuer Typen, die ihr Ziechen ueberall
hinsetzen, so wie Hunde, die an jeder Ecke pinkeln ?  Die
absolute Mehrheit der Writer sind Maenner, aber eine spezielle
Gesellschaftsschicht oder Altersgruppe gibt es nicht. Viele,
die in den 80ern anfingen, sind heute noch kreativ. Der
Grossteil besteht jedoch aus Teenagern, die irgendwann
begannen, ihr Tag wahllos in die Gegend zu kritzeln, bis sie
langsam einen eigenen Style entwickelten. Durch Freunde stossen
sie dann zu einer der zahlreichen Graffiti-Gangs. Diese
Gemeindschaft aus gleichgesinnten wird schnell zur
Ersatzfamilie, in der noch Werte wie Bruederschaft, Respekt und
Anerkennung gelten. Man hilft sich gegenseitig, passt in den
Yards aufeinander auf, hat Fun. Das Gruppenerlebnis und die
Aktion des Spruehens sind genauso wichtig wie das Piece selbst.
    Es gibt unzaehlige Writer, die sich unter seltsamen Namen
in Crews zusammenfinden, z.B. die "Gummibaerchen Front" (GBF)
oder "Die Bahn Lackierer" (DBL), und nur noch gemeinsam an
grossen Sachen arbeiten. Einen gesamten Waggon von oben bis
unten in eine bunt schillernde "Visitenkarte" zu verwandeln,
d.h. einen Wholecar zu bomben, ist das hoechste, was eine Crew
schaffen kann.
    Auch nach zwei Jahrzehnten ist Graffiti noch lange nicht
tot. Alle,  die diesen Trend nur wenige Jahre gegeben haben,
wurden nun eines Besseren belehrt. Die Pieces haben sich
weiterentwickelt. Aus simplen Schriftzuegen sind skurrile
Kunstwerke geworden, die trotz scheinbaren Chaos eine Einheit
bilden. Buchstaben, die sich umschlingen und stuetzen,
miteinander kaempfen oder zu exprodieren scheinen. Mittendrin
Comic-Figuren und Totenkoepfe, die sich dazwischendraengen,
oder figuerlich Selbstdarstellungen der Writer - Characters - ,
die das Piece mit finsterem Blick und gezogener Pistole
bewachen. Manche Writer kreieren ganze Phantasiewelten, mit
Kobolten, Elfen, Einhoernern, eine vorzeitlich
Dinosaurierlandschaft oder spruehen ihre Version des
Weltuntergangs.
    Auch die Writer haben sich weiterentwickelt. Viele von
ihnen arbeiten legal, nehmen Auftraege an. Sie bespruehen
Ladenwaende, kahle Fabrikmauern, entwerfen Plattencover. Doch
ganz egal, ob illegal oder legal: aufhoeren wird ein Sprueher
nie. Denn wie Hesh sagt: "Andere Leute haben Bock aufs Surfen,
also surfen sie, ich habe Bock aufs Malen, also male ich."
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